PROPAK Pressekonferenz
2021 mit gutem Wachstum – Kostendruck bleibt stark
Enorme Preissprünge bei Rohstoffen und Energie belasten die PROPAK-Unternehmen. Höchste Priorität haben Lieferfähigkeit, Innovation und Nachhaltigkeit.
Ein krisenrobuster Industriezweig zieht Bilanz: Die Papier und Karton verarbeitende Industrie ist gut durch das Jahr 2021 gekommen, beklagt aber zunehmend den gestiegenen Kostendruck bei Rohstoffen und Energie. Für die 85 Produktionsbetriebe gab es im Vergleich zum Vorjahr einen wertmäßigen Zuwachs von 8,3 Prozent auf 2,6 Mrd. Euro, bei der Menge legte man um 6,7 Prozent auf 1,3 Mio. Tonnen zu. Mit Blick auf die Löhne und Gehälter in der Branche erwartet Fachverbandsobmann Georg Fischer im kommenden Jahr eine schwierige Situation. Man könne nicht „alle Kosten alleine schultern.“
Georg-Dieter Fischer, PROPAK-Obmann: „Unternehmen müssen enorme Anstrengungen leisten, um ihre Lieferfähigkeit aufrechtzuerhalten."
Papierverarbeitung als systemrelevanter Sektor
Konjunkturell liegt ein weiteres schwieriges Jahr vor der Industrie. Zum einen ist die Pandemie noch nicht vorbei und zum anderen funktionieren die Lieferketten – auch als Folge des Ukraine-Krieges – derzeit noch nicht wie früher. Ob Verpackungen oder andere papierbasierte Erzeugnisse – wie etwa Hygienewaren, Etiketten, Büroartikel etc. – Waren aus Papier und Karton sind unverzichtbar für die moderne Volkswirtschaft. Ohne Verpackungen gibt es keine funktionsfähige Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs. Als wesentliche Charakteristik der Branche zeigt sich, “dass sie im Konjunkturzyklus nie Top-Ausschläge verzeichnet, weder nach oben in der Hausse noch nach unten in der Baisse“, so Obmann Fischer. Im laufenden Jahr erwartet die PROPAK Branche zwar einen Dämpfer beim Ergebnis, ist aber zuversichtlich, nicht in die Rezession zu rutschen. Laut Obmann Fischer rechne man damit, „dass der Verpackungsbereich mengenmäßig flacher und die Steigerung bei nicht mehr als drei Prozent liegen wird.“ Wertmäßig baut man auf einen weiteren Zuwachs von 10 Prozent, eventuell etwas mehr. Die hohen Rohstoffkosten will man mit Preissteigerungen abfedern, deren Umsetzung noch offen ist.
Andreas Blaschke, Geschäftsführer Mayr-Melnhof Packaging International: „Rohstoffknappheit und Preisexplosionen bei Energie belasten unsere Branche enorm.“
Enormer Kostendruck bei Rohstoffen, Energie & Logistik
Der Anteil der Energiekosten an den Produktionskosten in der PROPAK-Industrie hat sich in den letzten zwei Jahren verdreifacht. „Der Energiebedarf ist zwar in der Papierverarbeitung – mit manchen Ausnahmen, etwa in der Wellpappeproduktion – geringer als in der Papier erzeugenden Industrie. Dennoch besteht eine indirekte Abhängigkeit“, meint Andreas Blaschke, Geschäftsführer MM Packaging International. Allgemein kämpfe man mit dem Problem, dass viele Vormaterialien – etwa Karton, Farben und Lacke – nur schwer verfügbar seien, so Blaschke. Die Schwierigkeit ist daher, „das Ding zu bekommen“ und die Kosten zu schultern beziehungsweise an den Markt weiterzugeben.
Marko Bill Schuster, COO Mondi Functional Paper and Films: „Viele unserer Unternehmen befinden sich derzeit auf der Suche und haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter:innen nachzubesetzen.“
Fachkräfte und Lehrlinge dringend gesucht
Die Anzahl der Beschäftigten in der PROPAK-Industrie ist im Vorjahr wieder auf 8.900 leicht angestiegen (+ 2,1 Prozent). Zurzeit bildet die Industrie 222 Lehrlinge in 15 verschiedenen Berufen aus. „Österreich hat nicht genug Facharbeiterinnen und Facharbeiter, deswegen bieten wir als Branche interne und externe Ausbildungswege an,“ so Marko Schuster, COO Mondi Functional Paper & Films. Neben einem attraktiven Lehrlingskonzept und Weiterbildungsangeboten im zweiten Bildungsweg, kann man auch ein von der PROPAK initiiertes Studium Verpackungstechnologie an der FH Campus Wien absolvieren.
Mit Blick auf die Löhne und Gehälter in der Branche erwartet Fachverbandsobmann Georg Dieter Fischer im kommenden Jahr eine schwierige Situation. „Wir wollen unseren Mitarbeiter:innen auch nächstes Jahr einen fairen Abschluss bieten, können aber nicht alle Kosten schultern“, verwies Fischer auf den derzeitigen „Inflationsturbo“.
PROPAK: Mehrweg auf Materialebene
Die PROPAK-Branche ist ein Recycling-Profi: So liegt der Einsatz an recyceltem Material in der Produktion im Schnitt bei 75 Prozent. Und die verwendeten Produkte sind wertvoller Rohstoff. „Kreislaufwirtschaft liegt in der DNA der PROPAK-Betriebe und deren Produkte,“ so Martin Widermann, Geschäftsführer von PROPAK. In Österreich werden jährlich 560.000 Tonnen Papier- und Kartonverpackungen im Kreislauf geführt. Damit weisen sie eine Sammel- und Verwertungsquote von 90 Prozent auf und erfüllen – im Gegensatz zu anderen Materialien – bereits heute das EU-Ziel für das Jahr 2030. Eine weitere Kennzahl unterstreicht den Kreislaufcharakter: Eine kürzlich veröffentlichte Studie der TU Graz belegt, dass Papierfasern mindestens 25-mal wieder aufbereitet werden können.
Martin Widermann, Geschäftsführer PROPAK: „Eine Studie der TU Graz belegt, dass Papierfasern mindestens 25-mal wieder aufbereitet werden können. Das ist Mehrweg auf Materialebene!“
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Fotos: (c) com_unit/APA/Schedl